Digitale Demokratie

Das Internet bietet viele Chancen – auch für die Demokratie. Dank Online-Petitionen oder digitalen Wahlen wird es einfacher, sich eine Meinung zu bilden und politisch aktiv zu werden. Doch genauso einfach ist es leider auch geworden, Meinungen anderer zu manipulieren – Hate Speech und Fake News, die sich im Internet schnell verbreiten, gefährden die Demokratie. Wie wir uns dagegen wehren und die Digitalisierung nutzen können, um Demokratie zu stärken, zeigt das Modul „Digitale Demokratie“.

Sie planen einen 45-minütigen Workshop zum Thema „Digitale Demokratie“? Wenn Sie weiterscrollen, finden Sie dazu passende Anregungen.

Den Moderationsleitfaden für diese 45-minütige Version erhalten Sie hier.

Hier finden Sie die weiteren Workshops zum Thema: 90 min, 25 min und Einfache Sprache.

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Deutschland ist eine Demokratie. Doch was heißt das eigentlich, eine Demokratie zu sein? Der Begriff Demokratie kommt aus dem Griechischen und bedeutet Herrschaft des Volkes. Vereinfacht gesagt, Macht und Regierung geht vom Volk, d. h. von den Bürgerinnen und Bürgern aus. In Deutschland leben knapp 83 Millionen Menschen. Demokratie bedeutet, alle diese Menschen haben die gleichen Rechte und Pflichten. Ein Recht ist es, wichtige Dinge mitzuentscheiden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich einzubringen und mitzuentscheiden: Erstens über Abstimmungen und Wahlen, zweitens über Demonstrationen, drittens über das Internet, z.B. über Online-Kommentare oder Online-Petitionen. Besonders das Internet bietet viele neue Möglichkeiten, um mitzubestimmen. Das heißt, aktiv an demokratischen Entscheidungen teilzuhaben. Deshalb ist digitale Demokratie ein wichtiger Teilbereich von Demokratie. Damit eine Demokratie funktioniert, braucht es gewisse Spielregeln, die jeder einhalten muss. Die wichtigsten Spielregeln sind in der deutschen Verfassung festgeschrieben, dem sogenannten Grundgesetz. Das Grundgesetz besteht aus 15 Abschnitten und 146 Artikeln. Einer dieser Abschnitte ist der Meinungsfreiheit gewidmet. Meinungsfreiheit heißt, jeder hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern, solange sie nicht die Freiheit einer anderen Person einschränkt. Eine weitere für die Demokratie wichtige Freiheit ist die sogenannte Pressefreiheit. Pressefreiheit heißt, die Medien dürfen über alles berichten, was für die Öffentlichkeit wichtig ist. Eine Zensur findet nicht statt. Doch auch Medien müssen sich an geltende Regeln und Gesetze halten. Sie dürfen also nichts berichten, was falsch ist oder den Frieden in der Gesellschaft gefährdet. Mehr zu Demokratie und vor allem digitaler Demokratie finden Sie im folgenden Modul.

Meinungsbildung vs. Meinungsmache

Meinungsbildung meint, verschiedene Meinungen abwägen und sich eine eigene Meinung verschaffen zu können. Meinungsbildung als Begriff wird als neutrale bzw. positive Form der eigenen Meinungsfindung benutzt. 

Dem gegenüber steht die Meinungsmache, definiert als die versuchte Beeinflussung der Meinung anderer. Damit eng verbunden ist der Begriff Populismus. Hier wird häufig überdramatisch das zum Ausdruck gebracht, was man glaubt, was andere hören wollen und dabei werden einfache Antworten auf eigentlich komplexe Fragen gegeben.

Methoden der Meinungsmache

Wiederholung

Bei der Wiederholung werden Informationen nicht durch Fakten belegt, sondern über unterschiedliche Kanäle (z. B. soziale Netzwerke) immerzu wiederholt. Findet sich eine falsche Botschaft immer wieder im Internet, ist die Gefahr groß, dass viele sie als wahr empfinden – „Wenn alle sagen, dass da etwas dran ist, dann muss es ja stimmen!“

Mächtige Verbündete

Viele Falschinformationen werden geglaubt, weil sie von mächtigen Personen verbreitet werden. Das können Politiker, aber auch andere berühmte oder bekannte Personen sein. Sobald eine Information mit einem bekannten Gesicht verknüpft wird, steigert sich in den Augen vieler ihre Glaubwürdigkeit.

Verallgemeinern

Bei der Verallgemeinerung werden gesellschaftliche Probleme klein- oder herbeigeredet. Doch beziehen sich die Urheber nicht auf Tatsachen, sondern machen die Probleme an Einzelfällen fest – Sie verallgemeinern diese. Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter einer großen Modekette bestiehlt einen Kunden. Verallgemeinert: Diebstahl-Skandal bei Mitarbeitern der Modekette XY.

Missbrauch der Sprache

Worte haben Macht – Um die eigene Meinung durchzusetzen, nutzen viele Menschen eine Sprache, die die Gegenmeinung herabsetzt. Ein Beispiel sind junge Aktivisten, die sich öffentlich für ihre Zukunft einsetzen. Gegner dieser Aktivisten bezeichnen das Engagement unter anderem als „politischen Kindesmissbrauch“. Negativ besetzte Wörter wie „Missbrauch“ wirken unbewusst auf die Zuhörer und beeinflussen ihre Meinung.

Zum Schweigen bringen

Ein Mittel der Meinungsmache ist auch, andere Meinungen zum Schweigen zu bringen. Das nennt man auch „Silencing“. Insbesondere in den sozialen Netzwerken werden Menschen teils massiv bedroht und beleidigt. Viele der Personen ziehen sich anschließend zurück und geben ihre Meinung nicht mehr öffentlich preis.

Angst schüren

Bewusste Falschinformationen greifen das Vertrauen in Regierungen oder die Medien an. Aussagen wie „Lügenpresse“ vermitteln, dass die Bürger sich nicht mehr an die Informationen aus Zeitungen oder dem Fernsehen halten können. Dabei werden auch bewusst Ängste, z. B. zu Terroranschlägen, geschürt.

Keine Zweifel hinterlassen

Viele falsche Informationen werden so verfasst, dass keine Zweifel an der Richtigkeit der Aussage aufkommen. Die Urheber schrecken auch nicht vor unlauteren Methoden zurück: Um die Glaubwürdigkeit der Aussagen zu untermauern, werden angebliche Fakten erfunden oder gelogen.

Im Angriff bleiben

Mit vielen Personen, insbesondere in den sozialen Netzwerken, ist keine Diskussion möglich. Besagte Personen argumentieren, sobald sie auf ihre Meinung angesprochen werden, noch härter oder gehen nicht auf Rückfragen ein. Hier gilt: Nur auf eine Diskussion einlassen, wenn der Gegenüber auch bereit ist, zu diskutieren.

Verschweigen von Tatsachen

Ein Bürger kann sich nur einen guten Überblick verschaffen, wenn er Bescheid weiß. Deshalb werden bei der Meinungsmache oft Tatsachen verschwiegen. Fehlen wichtige Informationen, nennt man das auch Desinformation – Was die Menschen nicht wissen, kann sie auch nicht verärgern.

Hate Speech

Hate Speech beschreibt die politisch motivierte Verbreitung von Hassbotschaften. Der gewünschte Effekt heißt „Silencing“ und meint, dass Andersdenkende zum Schweigen gebracht werden, indem ihnen massiver Hass zum Beispiel als Kommentar auf einen Post in den Sozialen Medien entgegenschlägt. Viele Politikerinnen erhalten zum Beispiel schreckliche Drohungen mit Ankündigung von sexueller Gewalt.

Hate Speech kann auch eingesetzt werden, um Gruppen zu diskriminieren. Auch hier geht es darum, dass der Andere sich nicht mehr äußern möchte, weil er eingeschüchtert ist oder keinen weiteren Hass auf sich ziehen möchte.

Fake News

Fake News sind Falschmeldungen, die sich kaum von echten Nachrichten unterscheiden. Fake News werden auch genutzt, um Meinungsmache zu betreiben: Die Lüge wird zur politischen Strategie. Fake News werden häufig für wahr gehalten, geteilt und weiterverbreitet. 

Leider werden Fake News auch dann noch geglaubt, wenn sie widerlegt werden. Oder sogar: vor allen Dingen dann geglaubt… 

Faktencheck

Beim Faktencheck werden Aussagen, z. B. aus den Sozialen Medien, auf ihre Richtigkeit anhand von überprüfbaren und objektiven Quellen geprüft. Faktenchecks können sich positiv auf die Reduzierung von Fake News auswirken. Dies zeigt eine Studie der Politologen Brendan Nyhan und Jason Reifler.

Sie teilen Politiker in drei Gruppen ein.
Gruppe 1 erhält ein Schreiben, mit dem eindeutigen Hinweis, dass im Wahlkampf Faktenchecks eingesetzt würden.
Gruppe 2 erhält ein Schreiben mit einem vagen Hinweis auf Faktenchecks.
Gruppe 3 dient als Kontrollgruppe und erhält kein Schreiben.

Ergebnisse der Studie zeigen: Politiker, die glauben, dass im Wahlkampf Faktenchecks eingesetzt würden, treffen deutlich gemäßigtere Aussagen im Vergleich zu denen, die nichts von den angeblichen Faktenchecks wussten. 

Medienkompetenz

Wir müssen lernen, mit sozialen Medien umzugehen, statt danach zu rufen, dass Gesetze und Politik die Zensur übernehmen!  

Das heißt aber auch: wir müssen verstehen, was hinter digitalen Phänomenen steckt von Netiquette, den Regeln im Internet bis dazu wie Algorithmen arbeiten und Filterblasen entstehen.  

Die Module in #DABEI Geschichten tun genau das! Für Kids und ihre erwachsenen Begleiter eignet sich teachtoday.

Demokratiekompetenz

Wichtig für eine Demokratie ist ein reger Austausch unterschiedlicher Meinungen und Ansichten. Die Fähigkeit, ohne Hass oder Gewalt diskutieren oder streiten zu können, gehört zur Demokratiekompetenz eines Bürgers – genau so wie die Beteiligung an Wahlen und die Fähigkeit, Meinungen kritisch zu hinterfragen.

Die Förderung der Demokratiekompetenz ist ein Anliegen zahlreicher Initiativen, z. B. managerfragen.org.

Meldestellen

Jeder kann Dinge melden, die er im Netz nicht in Ordnung findet. Zum Beispiel über hassmelden.de oder über die Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

Aufgrund des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes auch über alle Betreiber Sozialer Medien, z. B. direkt auf facebook. Bei Straftaten wie Volksverhetzung natürlich auch bei jeder Polizeidienststelle. Oder auch über die Internetbeschwerdestelle oder das jugendschutz.net.

Ihre Stimme zählt!

Die Digitale Demokratie ist ein wichtiger Teilbereich von Demokratie. Vor allem das Internet bietet viele neue Chancen: Mehr Transparenz, mehr Mitbestimmung und mehr Möglichkeiten der politischen Meinungsbildung. Auf der anderen Seite finden digitale Phänomene wie Hate Speech und politische Meinungsmache eine immer größere Bühne. In diesem Modul haben Sie viele Tipps bekommen, wie Sie dem entgegenwirken können.

Probieren Sie es aus!