Digitale Zivilcourage

Zivilcourage im Netz ist genauso wichtig wie in der analogen Welt!

Hier erfahren wir:

– um was es geht,
– warum die Gesellschaft und das Netz Widerstand gegen Hass brauchen,
– was jeder von uns tun kann!

Den Moderationsleitfaden für diese 90-minütige Version erhalten Sie hier.

Hier finden Sie die weiteren Workshops zum Thema: 45 min, 25 min und Einfache Sprache.

Was wäre ein Netz ohne Hass?

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Fake News, sagte Mala und guckte seinen Freund ungläubig von der Seite an. Die gibt's doch gar nicht mehr. Das ist ja so was von 2020er, du Trollkopf, erwiderte Rado. In den 2020ern gab's schon ewig keine Menschen mehr, die auf Fake News hereingefallen sind. Im Geschichtsunterricht auf autonomes Denken gestellt, was? Die beiden Freunde liebten es, sich draußen bei Sonnenschein zu treffen, im Gras zu sitzen und über längst vergangene Zeiten zu quatschen. Und erst recht, wenn es um Themen aus der digitalen Vergangenheit ging. Fake News. So würde er sein erstes Kind nennen, sagte Mala oft, wissend, dass dies so förderlich wäre, wie seine Tochter Doxing zu nennen. Mala hob seine Hand, in der sich ein virtuelles Display in brillanten Farben aufbaute, und schaute zu Rado. Frag die künstliche Intelligenz und sie zeigt dir die Wahrheit. Malas Stimme änderte sich in die eines Erklärbots. Fake News sind zusammen mit Hate Speech in den 2020ern noch ein massives Problem gewesen. Erst nachdem sich mehr und mehr Menschen zusammengetan hatten und das Netz nicht mehr den Trollen überließen, verschwanden diese Phänomene nach und nach aus den sozialen Medien, bis sie sich schließlich soweit auflösten, dass wir sie heute in digitalen Historiendramen als Geister der Vergangenheit erleben, aber kaum noch glauben können. Mala sah seinen Freund Rado lächelnd an. Siehste, gab's doch noch in den 2020ern, die Fake News! Und er schüttelte seine Hand und das Display verschwand. Aber bei uns Gott sei Dank nicht. Ganz im Gegenteil, sagte Mala mit einem Lächeln, guckte hoch in den Himmel und rief, La Luna, mach dem Spuk der Vergangenheit ein Ende und erzähle uns von der Liebe. Eine federleichte und doch eindringliche Stimme erklang und erfüllte die beiden mit Glückseligkeit. Es war einmal in einer längst vergessenen Zeit, in der die Welt voller Hass und Zwietracht war. Menschen machten noch einen Unterschied zwischen dem digitalen und dem analogen Dasein, obwohl dies auch damals schon eins war. Bots bekämpften sich untereinander und Algorithmen bestimmten Über Leben und Tod. Eines Tages, voller Licht und blauem Himmel, erwachten die Menschen aus ihrem damals noch notwendigen Erholungsschlaf, und ein Wunder war geschehen. Das Netz hatte sich über Nacht gereinigt wie die Wiese nach einem Sommerregen und der Cash nach einem Fingerschnippen. Menschen konnten sich plötzlich im Netz treffen, um Neuigkeiten zu erfahren, ihr Wissen aufzuladen und um die Welt zu einer besseren zu machen. Alle halfen sich gegenseitig und konnten endlich die grenzenlose Weite des Netzes genießen. Die Menschen verstanden plötzlich, dass die virtuelle Welt ein Schatz voller schöner Überraschungen und Vielfalt ist. Rado verdrehte die Augen und schnippte mit den Fingern. Lass gut sein, Mala. Ich kann nicht mehr. Mala beugte sich zu ihm hinüber und kniff ihn in die Wange. Dein Speicher ist wohl voll, mein Häschen? Nein, erwiderte Rado lachend und ließ sich genüsslich rückwärts ins Gras fallen. Der Love Bot braucht keine weitere Inspiration. Und das ist so wundervoll, so wie es heute ist, dachte Mala und blickte verträumt in die Ferne.

Was wäre ein Netz ohne Widerstand?

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Guten Tag, hier ist Ihr News Special am 23. Februar 2031. Bots übernehmen die sozialen Medien. Erstmals sind mehr Bots als Menschen in den sozialen Medien aktiv. Aktuelle Börsenberichte belegen, dass im letzten Quartal die weltweit entstandenen Schäden für die Wirtschaft die Eine-Milliarde-Grenze überschritten haben. Ursache ist der Anstieg der sogenannten Bad Bots. Gleichzeitig ziehen sich vor allem seriöse Unternehmen aus den sozialen Netzwerken zurück. Es ist bitter, aber mit diesem Hass wollen wir nicht in Verbindung gebracht werden, so der Vorstandsvorsitzende eines deutschen Großunternehmens wörtlich in einem Interview mit der Redaktion. Er möchte aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden. Erster Troll zu lebenslang verurteilt. Zum ersten Mal ist ein Mann zu lebenslang im Internet Verbot verurteilt worden. Er hat innerhalb der letzten zwei Jahre mehr als eine Million Fake News verbreitet und damit nachhaltig zur Spaltung der Gesellschaft beigetragen, so die Richter in ihrer Urteilsbegründung. Die Anwälte des 45-Jährigen kündigten Berufung an. Kein Vertrauen mehr in die Medien. Der Vertrauensindex in die Medien hat einen neuen Tiefstand erreicht. Aktuell glauben 90 Prozent der Deutschen, dass alle Nachrichten zumindest teilweise Falschmeldungen enthalten. Damit setzt sich der Trend der vergangenen 30 Jahre weiter fort. Netzaktivisten fordern schon seit langem ein Ministerium gegen Fake und Hass im Netz, konnten bisher aber noch keinen entscheidenden Durchbruch erzielen. Alte Kommunikationstechnik auf dem Vormarsch? Immer mehr Menschen greifen wieder zum Telefon. Eine Kommunikationsmethode aus einer anderen Ära. Dies zeigen die ständig steigenden Gewinne der Telefonanbieter. Laut aktuellen Geschäftsberichten erzielen sie Milliardengewinne. Dies läge vor allem daran, dass jegliche Art von Passwörtern im Internet binnen kürzester Zeit gehackt werden könnten und keiner mehr wüsste, mit wem er eigentlich chatte, berichtet Passwort United, die europaweit anerkannte Anti Hacker Organisation. Cyber Trauma ist eine Berufskrankheit. Neben Haut- und Infektionskrankheiten hat das Gesundheitsministerium das Cyber Trauma als Berufskrankheit anerkannt. Das Ministerium hat die neuartige Krankheit auf die Liste der Top-Berufskrankheiten aufgenommen. Damit hätten Cyber Trauma Opfer erstmals die Möglichkeit, bei dauerhafter Berufsunfähigkeit Unterstützung von den Rentenversicherungsträgern zu erhalten, heißt es vom Gesundheitsministerium. Friedensnobelpreisträger gibt seinen Preis zurück. Der Brite Edward Hasel hat seinen Friedensnobelpreis offiziell in Stockholm zurückgegeben. Er sei mit seinen Bemühungen um mehr Zivilcourage und gegen Hass im Netz gescheitert, sagte der heute 65-Jährige am Mittag in Stockholm. Bei allem, was er im Netz erlebe, fühle er sich nicht würdig, die Auszeichnung weiterzutragen. Edward Hasel hatte den Friedensnobelpreis vor sieben Jahren erhalten. Das Wetter, es erwarten uns stürmische Zeiten. Der Wind frischt heute auf und erreicht morgen Orkanböen von bis zu 750.

Demokratische Werte verteidigen

Eine Freundin unterstützen,
die online wegen des Kopftuchs gemobbt wird.
Ein Bild auf Facebook als Fake entlarven.
Eine App programmieren, mit der man Hass melden kann.

Das alles sind Beispiele für Zivilcourage im Netz.
Was haben sie alle gemeinsam?

Sie gehen über reine Hilfe hinaus!
Es werden mutig demokratische Grundwerte verteidigt.
Digital genauso wie in der analogen Welt.

Das Internet hat einige Besonderheiten:
Reichweite und Geschwindigkeit, Anonymität,
Gesetzgebung, Fülle an Informationen im Netz.

Hass im Netz nimmt zu!

Hassrede ist ein gesellschaftliches Problem.
Laut einer Forsa-Umfrage haben mehr als
75 % von uns Erfahrung mit Hass im Netz.
Bei 14- bis 24-Jährigen sind es sogar fast alle.

Populismus und die Betonung der Unterschiede zwischen Gruppen heizen die Diskussionen an.

Beim „Silencing“ wird massiver Hass als Strategie eingesetzt,
damit Andersdenkende schweigen.

Ist das erlaubt?

Das Netz ist kein rechtsfreier Raum

Wer auf der Straße eine Person beleidigt, riskiert eine Anzeige.
Aber was gilt für die sozialen Medien?

Grundsätzlich: Was im analogen Leben verboten ist,
ist es im Netz auch. Straftaten wie üble Nachrede und Volksverhetzung sind auch online gesetzeswidrig.

Social-Media-Anbieter sind gesetzlich verpflichtet, strafbare Inhalte zu löschen. Jeder kann außerdem Strafanzeige stellen.
Wichtig: Beweise sichern und sich an Anlaufstellen wie Respect! wenden.

Es gibt viele Gründe, nicht aktiv zu werden …

Warum soll ich mich in die Schusslinie begeben?
Vielleicht biete ich zu viel Angriffsfläche…

Mögliche Folgen für Menschen, die sich im Netz wehren:

Shitstorm: Ärger auf sich ziehen und selbst zum Ziel von Angriffen im Netz werden.
Blaming: Selbst zum Täter erkoren und attackiert werden.
Silencing: Massiven Hass erfahren mit dem Ziel, aus den sozialen Medien verdrängt zu werden.
Doxing: Adresse und Kontaktdaten werden veröffentlicht und man wird zur Zielscheibe in der analogen Welt.

Vielleicht ist es doch besser, sich rauszuhalten?

… und umso mehr, es trotzdem zu tun!

Kein Widerspruch bedeutet Bestätigung!
Wichtig ist, dass Hass nicht zur Normalität wird.

Lassen sich Hater dadurch überzeugen? Meist nicht.
Es gibt viele unentschlossene Mitleser. Für sie und die Opfer von Hass, lohnt es sich, aktiv zu werden.
Fehlende Solidarität ist so schlimm wie der Hass selbst.

Die eigene Schockstarre überwinden und aktiv werden:
Das ist ein tolles Gefühl! Wer mitgestaltet, fühlt sich zugehörig und weniger hilflos.

Immer daran denken: Hass hat noch nie Hass bezwungen oder gesellschaftliche Probleme gelöst…

Jeder kann aktiv werden!

  • Sich konstruktiv einbringen!
  • Angegriffene unterstützen – Solidarität zeigen!
  • Hilfe suchen und annehmen!
  • Unterstützer stärken!
  • Nicht provozieren lassen!
  • Hass nicht mit Hass beantworten!
  • Grenzen setzen und sich selbst erholen!
  • Vorbereitet sein - Gegenrede üben!
  • Faktenchecks nutzen - Quellen veröffentlichen!
  • Oft: Für schweigende Mitleser antworten, nicht für den Hater!
  • Verstöße melden!

Es gibt viele gute Beispiele!

Bei Teachtoday und Scroller finden Kinder, Jugendliche und ihre erwachsenen Begleiter viel Material.

Die Gesellschaft Demokratische Kultur macht sich mit Aktionen wie #Hasshilft gegen Hass im Netz stark.

Gesicht Zeigen! ermutigt Menschen aktiv zu werden und mehr Wertschätzung in die Sprache zu bringen.

Das Bündnis gegen Cybermobbing bietet Beratung und leistet Präventionsarbeit.

JUUUPORT bietet schnelle Hilfe für Opfer.

#ichbinhier bringt Menschen zusammen, die sich aktiv im Netz einsetzen wollen.

Die Amadeu Antonio Stiftung führt Workshops zum Umgang mit Populismus und Hass durch.

Die Reporterfabrik fördert seriösen Journalismus und kämpft mit Faktenchecks gegen Fake und Hetze im Netz.

Was machst Du ab Morgen anders?

Viele Initiativen bewirken mit kleinen Schritten Großes!
Jeder von uns kann einen Unterschied machen.

Mehr erfahren, was hilft und wie man aktiv wird:

Alles nur ein Traum oder Wirklichkeit?
Digitale Angebote, die Zivilcourage unterstützen.

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Wie auf Hass im Netz reagieren?
Video ansehen und selbst ausprobieren.

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Digitale Zivilcourage:
Bist Du Dabei?

Wir sind am Ende unseres Workshops!

Wir haben viel rund um Hass im Netz erfahren und wie jeder dagegen vorgehen kann.

Und warum es keine Zeit zu verlieren gibt: Hass zerstört viele Vorteile, die uns soziale Medien bieten.

Widerstand gegen Hass gibt uns die Möglichkeit, unsere Gesellschaft nach demokratischen Spielregeln mitzugestalten.

Trau Dich!